Meine Abschlusskollektion „,the cocoon” setzt sich mit der Frage auseinander, wie sich innere Konflikte und Gefühle nach außen visualisieren würden.
Wie kann man Seelenzustände optisch darstellen? Durch die Verarbeitung experimenteller Materialien wie Gießharz, Plastik, Beton und Metall bekommen die Kleidungsstücke einen skulpturalen Aspekt, der sich durch drei Phasen hindurch steigert. Die erste Phase besteht aus tragbaren und kommerzielleren Teilen, die zweite Phase bildet in Bindeglied und eine Art Übergang, somit beginnt der Prozess des Loslösens aus dem sozialen Kontext, die dritte Phase zeigt die völlige Isolation und ist teilweise untragbar. Diese Phasen dienen sowohl einer Erklärung als auch der Darstellung eines abrutschenden Prozesses eines Individuums. Ein Kokon stellt einen in sich geschlossenen Raum dar. Der Grundgedanke von Entfremdung wird durch ihn symbolisiert, die Formsprache der Silhouette ist stark an ihn angelehnt.
Anders als ein echter Kokon ist er hier nicht als positives Zeichnen der Verwandlung sondern als Form der kompletten Verpuppung zu sehen. Die Realität ist unbedeutend und wird nur von eigenen Emotionen bestimmt. Wie würde sich dieser innere Echoraum nach außen formen oder zeigen?
Die Wahl der Stoffe und Farben drückt durch fahle Töne Beklemmung und in Kombination mit einer Mischung von angenehmen Materialien wie Baumwolle und Mesh-Stoffen im Kontrast zu unangenehmen Werkstoffen wie Plastik, Metall oder Kunstharz die innere Uneinigkeit aus. Ein weiterer Gestaltungsansatz stellt die Verwendung von Körperabdrücken in Form von Farbe dar. In Kombination mit Transparenzen zeigen diese einen inneren Raum und Konflikt. Die übergroßen teilweise körperverformend oder einschränkenden Schnitte zeigen die Hilflosigkeit und das Bedürfnis nach Schutz auf.
Über die Kollektionsphasen hinweg nimmt diese Abstraktion zu. Die Verwendung von klassischen Anzugsschnitten und Street-wear in Verbindung mit nichttragbaren Materialien stellen die zentralen Konflikte dar. Dieses Paradoxon des Inneren wird so nach außen getragen.
Helena Katzwinkel